Bruno Kissling & Peter Ryser
Die ärztliche Konsultation - systemisch-lösungsorientiert
Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN-10: 3525403941
In einer systemisch-lösungsorientiert gestalteten Konsultation nähern sich Arzt bzw. Ärztin und Patientin bzw. Patient zusammen dem Symptom bzw. dem Problem und den Lösungsvorstellungen des Patienten oder der Patientin an. Mit aktivem Zuhören und guter Handhabung der Kunst des Fragens durch den Arzt oder die Ärztin schaffen sie eine gemeinsame Wirklichkeit als Ausgangspunkt für einen auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Patienten oder der Patientin zugeschnittenen, zielführenden therapeutischen Prozess. Die so gestaltete Konsultation bezieht den Patienten als Menschen in seinem ganzen Sein und mit seinen Ressourcen ein. Sie stößt einen individuellen, umfassenden und effizienten Heilungsprozess an. Zudem spürt der Arzt Befriedigung und Freude an seiner qualitätvollen Arbeit, was bedeutend zu seinem eigenen Wohlbefinden beiträgt.
Der Konsultationsprozess ist idealtypisch in sieben Schritte unterteilt, die ausführlich beschrieben und im zweiten Teil unter Bezug auf die Literatur begründet werden. Die jeweils konkreten Vorgehensweisen mit beispielhaften Fragen oder Hinweisen des Arztes gibt es zusätzlich zum Download, um diese Unterlagen bei Bedarf direkt in der ärztlichen Praxis zur Hand zu haben.
Otto Hofer-Moser
Leibtherapie: Eine neue Perspektive auf Körper und Seele (Forum Körperpsychotherapie)
Psychosozial-Verlag, ISBN-10: 383792730X
Otto Hofer-Moser beschäftigt sich mit der Frage, wie in der Psychotherapie den unterschiedlichen Entfremdungsphänomenen des modernen Menschen hinsichtlich seines Leibs begegnet werden kann. Auf Basis des umfassenden Leibkonzeptes der Integrativen Therapie und in Bezug auf die aktuellen Embodiment-Konzepte, Überlegungen zur nonverbalen Kommunikation, szenisches Arbeiten sowie insbesondere auf achtsamkeitsbasierte Zugänge entwirft der Autor sein erweitertes methodenintegratives Konzept der Leibtherapie.
Die ebenso kenntnisreichen wie sensiblen Ausführungen zeichnen sich durch eine gelungene und gut verständliche Verschränkung von Theorie und Praxis aus, die philosophische Überlegungen mit therapeutischen Umsetzungen und der kritischen Reflexion des sozialen Kontextes verbindet. Auf diese Weise und anhand anschaulicher Fallbeispiele wird die individuelle Anwendung des vorgestellten Konzepts erleichtert.
Iris Veit, Harald Kamps, Bert Huenges, Torsten Schütte
Die Hausarztpraxis von morgen: Komplexe Anforderungen erfolgreich bewältigen - Ein Handbuch
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 2020, ISBN-10: 3170350862
Der hausärztliche Alltag wird komplexer: Multimorbide Patienten werden immer älter, die sozialen Unterschiede nehmen zu; digitale Technik und die Erhaltung der eigenen Work-Life-Balance sind herausfordernd. Wie mit dieser Komplexität umgegangen werden kann und welche Fähigkeiten Hausärzte von morgen besitzen sollten, wird in diesem Buch aus unterschiedlichen Denktraditionen mit einer Fülle von Fallbeispielen beschrieben. Zentrale Antwort ist: die Fähigkeit zu einer reflektierenden Praxis, die die Patient-Arzt-Beziehung in den Mittelpunkt stellt, und die Fähigkeit zur Kooperation. Um diese Fähigkeiten wirksam werden zu lassen, bietet das Werk Formulierungshilfen, Merksätze und anschauliche Fallbeispiele. Die Hausarztpraxis der Zukunft benötigt kreative Hausärzte, die Zusammenhänge verstehen wollen, kommunikativ kompetent sind und die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen suchen.
Ehrenberg A.
Das Unbehagen in der Gesellschaft
Suhrkamp, Berlin 2011
Der französische Soziologe Alain Ehrenberg beschreibt die Unterschiede in den Entwicklungen der amerikanischen und der französischen Psychoanalyse und den Wandel der psychischen Krankheitsbilder. Von den Konflikten der Ära des Sigmund Freud zu den Depressionen im Neoliberalismus: Diese Bestandsaufnahme unseres Zeitgeistes könnte therapeutische Ansätze modifizieren - auch Ihre!
Dr. Wilfried Tschiggerl
Veit Iris
Praxis der Psychosomatischen Grundversorgung: Die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 2010
Dr. med. Iris Veit ist als Allgemeinmedizinerin und Psychotherapeutin in Herne (Westfalen) tätig. Sie besitzt langjährige Lehrerfahrung und ist Leiterin der curriculären Weiterbildung „Psychosomatische Grundversorgung“ der Ärztekammer Westfalen Lippe.
Die Beziehungsgestaltung gehört zu den Kernkompetenzen in der Allgemeinmedizin: Dieses Buch stellt die Arzt-Patient-Beziehung und eine Systematik dysfunktionaler Beziehungsmuster ins Zentrum und dient als Kompass, die unterschiedlichen Beziehungsmuster zu erkennen und zu nutzen. Es wendet sich an alle, die sich für ein Verstehen des Anderen, ihres Patienten und ihres Teams interessieren, ihre kommunikative und emotionale Kompetenz verbessern und mehr Zufriedenheit für sich und ihre Patienten schaffen wollen. Das Besondere ist seine integrative Sicht und seine Praxisbezogenheit, die sich in alltagstauglichen, in der Arztpraxis bereits erprobten und bewährten Interventionshilfen zeigt. Das Werk ist das Begleitbuch zur curriculären Weiterbildung „Psychosomatische Grundversorgung“ (Richtlinien der deutschen Bundesärztekammer).
Überraschung: Im ersten Teil wird den neuesten neuroanatomische Grundlagen relativ viel Raum eingeräumt, was durchaus spannend zu lesen ist. Im zweiten Teil wird auf Krankheitsbilder bzw. Krankheitsverarbeitungen eingegangen. Alles ist praktisch aufgearbeitet, gegliedert und praxistauglich. So werden nicht trocken und lehrbuchmäßig „Krankheiten“ abgearbeitet. Immer steht „Beziehung“ im Mittelpunkt: Die Kapitel heißen z.B. „Der ängstliche Beziehungsmodus“, oder „Der depressive Beziehungsmodus“. Und besonders gut: Iris Veit baut wiederholt Fallgeschichten ein, die man mit Geschichten aus der eigenen Praxis vergleicht.
Fazit: aus der allgemeinmedizinischen Praxis - für das allgemeinmedizinische Tun. Empfehlenswert.
Dr. Bernhard Panhofer
Susan H. McDaniel, Jeri Hepworth, William J. Doherty
Familientherapie in der Medizin
Carl-Auer-Systeme, Heidelberg ISBN-10: 3896700243
Ein spannend zu lesendes Buch, das die Schnittstellen zwischen biologischen, psychologischen und sozialen Prozessen beschreibt. Lebendig, beschriebene Falldarstellungen regen den Leser an, diese mit Patientengeschichten aus der eigenen Praxis zu verknüpfen. Dadurch wird erlebbar, wie ein systemischer bio-psycho-sozialer Familienansatz ein Kooperationsmodell zwischen im medizinischen Bereich Tätigen und Patienten mit ihren Familien ermöglicht.
Der Beschreibung am Klappentext "eine ideale Anregung für alle, die Familien mit Gesundheitsproblemen in der medizinischen Grundversorgung behandeln, betreuen oder pflegen" kann ich nur zustimmen! Ein Buch, das ich immer wieder gerne in die Hand nehme.
Dr. Barbara Hasiba