Dr. Günther Löwit, Arzt, Schriftsteller
Die Angst in der Medizin
Die Angst zeigt im Bereich der Medizin verschiedene Gesichter. So kommt zur Angst des Patienten vor der Erkrankung auch die Angst des Arztes vor dem Richter, oft auch die Angst des Arztes vor dem Patienten, die Angst des Patienten vor dem Arzt, die Angst vor Komplikationen, die Angst vor unvorhersehbaren Nebenwirkungen, u v m. Ein Gutteil der heutigen Medizin ist schlichtweg ein Geschäft mit der Angst. Sind Helfen und Angst Kontrahenten oder notwendige Faktoren einer sinnvollen Medizin?
Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Christian Schubert, M.Sc., Arzt, Psychologe und ärztlicher Psychotherapeut, Leiter des Labors für Psychoneuroimmunologie der Universitätsklinik für Medizinische Psychologie Innsbruck. Vorstandsmitglied der Akademie für Integrierte Medizin (AIM). Herausgeber des Lehrbuchs "Psychoneuroimmunologie und Psychotherapie" (Schattauer).
Neues von der Angst aus der Sicht der Psychoneuroimmunologie
Die Psychoneuroimmunologie (PNI) ist ein junger Forschungsbereich der Psychosomatik, der sich mit die Wechselwirkungen zwischen psychischen, neuronalen, hormonellen und immununologischen Faktoren auseinandersetzt. Dabei wird auch der Bereich Angst thematisiert, und zwar in beiden Wirkrichtungen. Als Stressfaktor wirkt Angst über zentrale Stress-Achsen auf periphere Immunaktivitäten und umgekehrt sind Entzündungsparameter wie Zytokine an der Ausbildung von Angst beteiligt. Es werden darüber hinaus Ergebnisse aus sogenannten "integrativen Einzelfallstudien" vorgestellt, die einen veränderten methodischen Zugang in der PNI darstellen, um psychosomatische Komplexität valider abbilden zu können.
Dr. Birgitta Tiefenthaler, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutische Medizin
seit 1994 Wahlarztpraxis für Psychotherapeutische Medizin Organisatorische Leitung des Teams für Klinische Psychologie und Psychotherapie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz
Einfache Interventionen bei Angst und Panik in der Allgemeinpraxis
In meiner Tätigkeit im Akutkrankenhaus habe ich im Rahmen von Akutinterventionen und Abklärungsgesprächen mit Angst- und PanikpatientInnen gelernt, einfache, kurze und im Rahmen von wenigen Kontakten sinnvolle Interventionen einzusetzen. Diese können auch in der Allgemeinpraxis mit knappem Zeitbudget nützlich sein.
Dazu gehören z.B. leicht verständliche Erklärungsmodelle von psychosomatischen Zusammenhängen in Bezug auf Angst und Panik, einfache Zwerchfellatemübungen zur Vorbeugung oder Unterbrechung von Hyperventilation und plausible Wirkungsmodelle von medikamentöser Behandlung und Psychotherapie.
In diesem Workshop werde ich diese erprobten Interventionen vorstellen.
Dr. Otto Hofer-Moser, MSc, seit 1986 als Arzt für Allgemeinmedizin mit Kassenpraxis, seit 1991 zusätzlich als Psychotherapeut (Integrative Therapie) in freier Praxis tätig, Lehrtherapeut der ÖAK, Lehrtherapeut der Integrativen Therapie, Balintgruppenleiter, Supervisor im ÖBVP. Kontakt: otto.hofer-moser [at] aon.at
Evolutions- und neurobiologische Aspekte zum Furcht- und Paniksystem. Konsequenzen für den klinischen Alltag.
Die Herausforderung, mit unterschiedlichen Ängsten oder gar Panikzuständen von PatientInnen im Praxisalltag auf hilfreiche Weise umzugehen, stellt sich in einer allgemeinmedizinischen Praxis in der Regel täglich. Neuere Erkenntnisse aus Evolutionsforschung und Neurobiologie stützen einerseits bereits bewährte Strategien der Krisenintervention und helfen darüber hinaus, diese differenzierter einzusetzen. Und sie sind ihrerseits - im vereinfachten Modell der Kampf, Flucht- und Erstarrungsreaktionen – als psychoedukative Intervention brauchbar. Praxisbeispiele der Workshop-TeilnehmerInnen sind willkommen.
Dr. Herbert Bachler, Arzt für Allgemeinmedizin, Psychoanalytiker; TGAM Präsident, Lehrbeauftragter an der MUI
Angst und Gegenübertragung
Angst und Panik-Attacken stellen Symptomkomplexe dar, die durch eine stetige Zunahme in der Bevölkerung geprägt sind. Gerade weil wir alles im Griff haben wollen ist das Auftreten dieser Symptome wohl der Supergau unseres Patienten in der hausärztlichen Praxis. Was macht diese Hilflosigkeit des Gegenübers mit uns als Behandler? Haben wir dabei alles im Griff?
Der Workshop bietet die Möglichkeit anhand von Fallvignetten oder auch aufgrund eigener Erfahrung in der Gruppe in den Austausch zu treten. Welche Situationen der Angst haben wir selbst mit oder auch durch unsere Patienten erlebt und wie gehen wir selbst dann mit unserer Hilflosigkeit um; wieviel halten wir dabei aus? Kein Selbsterfahrungsworkshop, aber doch eine Möglichkeit sich selbst im Umgang mit Angst.Panik.Patient zu erfahren.
Dr. Barbara Hasiba, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutin ( systemische Familientherapie) in Birkfeld, leitende Lehrtherapeutin für das PSY -III Diplom systemische Therapie in Graz ( WGPM), Lehrtherapeutin und Lehrsupervisorin, Balintgruppenleiterin, Vizepräsidentin der ÖGPAM
Angst und Panik! - Tools für die Praxis!
Angst- und Panikreaktionen können ein Lösungsversuch sein, der beziehungsgestaltend wirkt und erlernt und wieder verlernt werden kann.
Die hilfreichen Aspekte dienen dem Selbstschutz, dort wo sie als Störung erlebt wird, wird sie zum Thema in der Arzt- Patienten- Beziehung und gestaltet diese mit. Es sind implizite Einladungen , die PatientInnen an uns stellen.
„Wenn ich Angst nicht nur fühle, sondern auch nach außen zeige, ist der vermeintliche Helfer nicht weit.“ ( zit. A. Ebbecke Nohlen, 2012)
Furcht/Angst und Panik können gemeinsam auftreten oder alleine - mit oder ohne anderen körperlichen oder psychischen Erkrankungen oder sich in diese hineinentwickeln.
Es braucht unsere klärenden Fragen, wer oder was beteiligt ist und was als Lösungsversuch verstanden werden kann. Neben nützlichem Verhalte , Fragen und Interventionen unter Einbeziehung des Beziehungsnetzes sollen auch „ Fallen“, die sich ergeben können thematisiert werden.